SO 22. SEPTEMBER 2024 • 18.00 UHR
Domkirche St. Pölten
JOHANN-STRAUSS-ENSEMBLE (Mitglieder des Bruckner Orchesters Linz)
Christina GANSCH / Matthias BARTOLOMEY / Valentin KUNERT
Werkeinführung: 17.00 Uhr, im Sommerrefektorium mit Gustav Danzinger
ZUM ABSCHLUSS: DER HIMMEL HÄNGT VOLL GEIGEN
Gustav MAHLER, Symphonie Nr. 4 -> Fassung für Kammerorchester von Klaus Simon
Max BRUCH, Kol Nidrei -> Fassung für Kammerorchester von Johann Simon Kreuzpointner.
Im ersten Band der Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ findet sich „Der Himmel voll Geigen“; ein „bairisches Volkslied“, das zur literarischen Finale-Grundlage von Gustav Mahlers Symphonie Nr. 4 wurde. Sein Biograf Jens Malte Fischer schrieb, das Werk „erweist sich als der radikalste Kommentar zum Weltlauf, den Mahler je komponiert hat.“ Und tatsächlich, die scheinbar ungetrübte Idylle, das kindliche Element in den immer wieder aufblitzenden Schellen – all das transzendiert von den irdischen Freuden hin zur Vision vom Paradies, die Köstliches, aber auch Abgründiges bereithält. Ein „Als-Ob von der ersten bis zur letzten Note“, wie T. W. Adorno es ausdrückte. Für Mahlers sonstige Gewohnheiten ist die Vierte sehr schlank instrumentiert, was das Werk ideal für kammermusikalische Interpretationen macht. Dieser Fassung der vierten Symphonie stellt Valentin Kunert ein konzertantes und spirituelles Stück zur Seite, das Mahlers Werk zu kommentieren scheint und das Abschlusskonzert von Musica Sacra 2024 zum inspirierenden Erlebnis macht: Max Bruch komponierte 1880 „Kol Nidrei“, basierend auf dem jüdischen Gebet am Vorabend zu Jom Kippur. Die musikalischen Anreize stammten aus tradierten hebräischen Gesängen und einer neuzeitlichen Psalmenvertonung. Damit changiert das konzertante Werk für Solovioloncello (Matthias Bartholomey) und Orchester zwischen liturgischem Ausdruck und einer weltlichen Musikmeditation – ein Schwebezustand, der „Kol Nidrei“ zu einem einzigartigen musikalischen Gebet macht.
Mit poetischen Worten verabschiedet sich Mahlers Vierte. Wenn das Orchester in den letzten Takten die Sopranistin (Christina Gansch) begleitet, ist die Musik merkwürdig nüchtern und scheint das Geschehen nicht mehr zu reflektieren. In die Partitur schrieb Mahler am Ende „morendo“ („ersterbend“), nur um in den letzten Worten wieder den Blick himmelwärts zu heben: „... dass alles für Freuden erwacht.“
(Alexander Moore)
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